Generation Babyboomer: „Viele Babyboomer sind an ihre Belastungsgrenzen gekommen“
Posted on January 26, 2023
Die Generation Babyboomer verlässt allmählich den Arbeitsmarkt – sie hat ihn mit einer bestimmten Haltung für Jahrzehnte geprägt.
Bild: imago images
Die Gen Z ist zu empfindlich, zu wenig belastbar, beklagen Entscheider. Dabei sind die Babyboomer doch die Generation, die den Begriff Burnout prägte. Wie tickt die Kohorte, die langsam aus dem Arbeitsmarkt ausscheidet?
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Sie treffen seit Jahrzehnten Entscheidungen. Sie besetzen aktuell noch viele Posten im Management. Und sie sind anderen Generationen zahlenmäßig weit überlegen. Nun nehmen die Babyboomer, geboren in den Fünfziger- und Sechzigerjahren, Abschied von der Arbeitswelt. Wenn die Babyboomer in den nächsten 15 Jahren in den Ruhestand gehen, wird eine Lücke entstehen.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts werden 12,9 Millionen Erwerbspersonen bis 2036 das Renteneintrittsalter überschritten haben. Dies entspricht knapp 30 Prozent der dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Erwerbspersonen, bezogen auf das Berichtsjahr 2021.
Babyboomer haben mit ihrem Arbeitsethos auch das Erschöpfungssyndrom Burnout geprägt. Da kann es durchaus verwundern, dass die Generation dennoch mit Skepsis auf Millenials und Gen Z blickt. Und sich irritiert zeigt über deren Streben nach weniger und flexiblerer Arbeitszeit, den Wunsch nach Wertschätzung, bei Feedback und überhaupt. Denn circa 63 Prozent der Erwerbstätigen und rund 65 Prozent der Entscheider halten die Generation Z für nicht kritikfähig, zeigte eine exklusive Umfrage der WirtschaftsWoche im September.
Die Generationen auf dem Arbeitsmarkt
Baby-Boomer
Die Baby-Boomer (1946 – 1964) sind die älteste Generation auf dem Arbeitsmarkt. Diese Jahrgänge verzeichneten die höchste Geburtenrate, daher rührt auch der Name.
Generation X
Die Jahrgänge der Generation X (1965 – 1979) haben einiges miterlebt: Wirtschaftskrisen, Techniksprünge, Arbeitslosigkeit, Umweltkatastrophen. Sie gilt als eine, die vor allem Wert auf ein gutes Einkommen und einen sicheren Arbeitsplatz legt.
Generation Y
Die Generation Y, auch Millennials genannt, wurde zwischen 1980 und 1995 geboren. Sie sind die erste Jahrgangskohorte, die als Digital Natives gelten.
Generation Z
Sie treten seit einigen Jahren in den Arbeitsmarkt ein: Die Generation Z, geboren von 1996 bis 2010. Sie sind von klein auf mit dem Internet aufgewachsen, digitale Medien haben ihr Leben von Beginn an geprägt.
Belastete Babyboomer: Eine Generation prägt den Begriff Burnout
Andreas Hillert ist Chefarzt an der Schön Klinik Roseneck. Er erforscht die Zusammenhänge zwischen beruflichen Belastungen, gesellschaftlichem Wandel und psychischen Erkrankungen. „Leitmotive in der Generation der Babyboomer waren unter anderem Leitsätze wie ‘Nur wer etwas leistet, ist etwas wert!’“. Die hätten positiv gesehen zum Wirtschaftswachstum beigetragen. Für die Babyboomer aber war die Gefahr groß, in Überlastungskonstellationen hineinzugeraten, erklärt Hillert – also in chronischen Stress und Burnout-Erleben. Diese Ambivalenz zeichne die Generation – zu der er selbst gehört – aus. „Mit entsprechenden Mustern sind viele Babyboomer an ihre Belastungsgrenzen gekommen.“
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Standort erkennen
Das Thema Burnout, erklärt er weiter, wurde etwa ab 1974 bekannt – und gab der Generation einen Begriff, der „nichtstigmatisierend“ und damit gut geeignet war, um Belastungsgrenzen zu kommunizieren. „All die heute geschriebenen und verkauften Ratgeber zur Stress- und zur Burnout-Prävention sind letztlich ein Spiegelbild dieser Babyboomer-Dynamik.“ Sie mussten lernen, ihre Belastungsgrenzen zu erkennen und sich abzugrenzen. Ein Teil der überlasteten Babyboomer erlernte Hillert zufolge das, was unter Vertretern der Generation Z längst etabliert ist: Nein sagen, achtsam sein, Grenzen setzen. Jüngere Generationen bewältigten Stress hingegen häufig eher, indem sie sich mit eigenen Zielen und der Sinnhaftigkeit von Aufgaben beschäftigen.